IMM – ein traditionsreicher Militärwettkampf, der sogar Ehen gestiftet hat

Rettungshubschrauber vom Typ H145 mit der Kennung LUH SAR (Light Utility Helicopter Search and Rescue) 77+02 fliegt in Niederstetten, am 02.03.2020.

Die britische Militärzeitung „Sixth Sense“ widmete ihm zwei Seiten unter der Überschrift „Building Bridges“ („Brücken bauen“); ein Empfang beim NATO-Generalsekretär in Brüssel und ein Publikumstag mit 12.000 Besuchern gehörten zu den Höhepunkten seiner Geschichte: Der „Internationale Mönchengladbacher Militärwettkampf“ (IMM) wird am Samstag, 2. Oktober, zum stolzen 37. Mal veranstaltet. Der Vielseitigkeitswettbewerb ist der älteste regelmäßig durchgeführte Militärwettkampf in Europa und damit mutmaßlich weltweit – eine Erfolgsstory, an der Bundeswehr-Reservisten und das Landeskommando Nordrhein-Westfalen der Bundeswehr den maßgeblichen Anteil haben.

Der IMM gilt als Treffen der Nationen: Teilnehmer aus 23 Staaten waren bisher dabei, darunter sogar aus Neuseeland und der Mongolei. Mit 1800 Kilometer Anfahrt über Litauen und Polen hatte beim letzten Mal eine vierköpfige Mannschaft der Nationalgarde Lettlands aus Jekabpils (Jakobstadt) die weiteste Anreise.

 „Wir NATO-Soldaten verkörpern gemeinsame Werte und haben ein gemeinsames Ziel: Uns allen geht es um den Schutz unserer Mitbürger, um die Bewahrung gemeinsamer moralischer und kultureller Werte. Wir wollen mit dem IMM Brücken bauen zwischen den Nationen“, erläutert Hauptmann der Reserve Markus Stops. „Nebenbei haben wir schon viele Freundschaften und mindestens zwei Ehen gestiftet und sind Vorbild für ähnliche Wettkämpfe in England, Lettland und Brasilien.“ Der Produktionsleiter in einem mittelständigen Unternehmen für Stromversorgungssysteme ist einer der engagierten Reservisten, die den IMM bereits seit mehr als drei Jahrzehnten ehrenamtlich organisieren. Seit fünf Jahren hat er die Gesamtleitung übernommen.

Hinter Stops steht unter dem Befehl des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen ein Team aus Mitgliedern der Kreisgruppe Niederrhein des Reservistenverbandes, dessen Mitglieder teils bereits seit Mitte der 1980er Jahre dabei sind.

Bereits seit 1984 gibt es den Siegerpreis des Bundesministers/der Bundesministerin der Verteidigung, Siegerpreise und Grußworte des NATO-Generalsekretärs, des NATO-Oberbefehlshabers und des jeweils ranghöchsten Generals der britischen Streitkräfte in Deutschland. Eine derart traditionsreiche Veranstaltung könne natürlich mit einigen Superlativen aufwarten, berichtet Oberstleutnant Markus Guhl, ebenfalls seit vielen Jahren in der Leitung aktiv: „6228 Wettkämpfer in 1557 Teams haben wir betreut. Inklusive Organisatoren, zivilen Helfern, Gästen und Zuschauern sind es bis jetzt weit mehr als 58.000 Menschen gewesen, die Kontakt zum IMM hatten.“ Mehrere Jahre war der Wettkampf mit dem NATO-Musikfest verknüpft, das 2014 nach 54 Jahren zum letzten Mal stattfand: Die Hindernisbahn und die Siegerehrung wurden im Stadion von Borussia Mönchengladbach durchgeführt; im spektakulären Schlussbild vor Feuerwerk traten die Wettkämpfer und Funktioner unter dem lauten Beifall Zehntausender Zuschauer gemeinsam mit den Musikkorps auf dem Rasen an.

Die Organisatoren verhehlen nicht, dass die Rahmenbedingungen für den IMM schwierig geworden sind, nicht nur wegen der allgegenwärtigen Bürokratie und strengen Auflagen: „Unsere Kameraden sind zurzeit an vielen Orten im Einsatz, um die furchtbaren Geißeln von Terror und Krieg einzudämmen. Das bedeutet natürlich, dass die aktive Truppe kaum mehr Luft und Zeit hat“, stellt Stops fest. „Dazu kommt, dass nach dem IMM vor dem IMM ist, soll heißen: dahinter eine aufwändige ganzjährige Vor- und Nachbereitung steht. In unserer zunehmend freizeitorientierten Gesellschaft finden sich dazu immer weniger zuverlässige Freiwillige. Vielleicht wäre es sinnvoll, die noch übriggebliebenen Wettkämpfe der Bundeswehr enger zusammenzuschließen.“ Durch die Pandemie musste der IMM 2020 erstmals ausfallen, jetzt geht es endlich wieder los.